1. Frauen holen Auswärtssieg beim Tabellenzweiten TSV Havelse
“Mit Wind gewinnt”. So könnte etwas flapsig das meteorologische Fazit dieses denkwürdigen Spiels lauten. Oder etwas sportlicher formuliert: Dank einer großartigen Moral hat das Team von Ralf Schehr die schon fast verlorene Partie beim Tabellenzweiten TSV Havelse nach einem zwischenzeitlichen 3:0-Rückstand noch mit 3:5 gewinnen können. Dabei waren die Vorzeichen mal wieder nicht optimal. Einen jungen, zukunftsträchtigen Kader zu haben ist einerseits prima, andererseits aber auch mit Nebenwirkungen versehen. Eine Nebenwirkung heißt Schulferien. Und so war unter der Woche die Trainingsgruppe deutlich dezimiert. Hinzu kamen die Trainingsverletzungen von Alina Ogundipe und Sara Akbulut. Während Akbulut gleich in Hamburg blieb, fuhr Ogundipe zwar mit nach Havelse, wurde aber von Schehr vorsichtshalber nicht eingesetzt. Eine Rückkehr zum Heimspiel gegen Holstein Kiel erscheint jedoch möglich. Wie schwer die Knieverletzung von Sara Akbulut ist, müssen noch genaue Untersuchungen ergeben. Und so begannen unsere 1. Frauen mit Schippmann – K. Witte, Knobloch, F. Witte, Weisser – Zollfrank, Michel – Dairecioglu, Kretzschmar, Gara – Bistricianu.
Um zum Anfangssatz zurückzukommen: Gespielt wurde auf der Anlage des MTV Meyenfeld in Garbsen. Und dort wehte eine “sehr steife Briese”, wie wir Norddeutschen zu sagen pflegen. Und zwar genau von einem Tor zum anderen. Somit war absehrbar, dass ein Team in der 1. Halbzeit, dass andere dann in der 2. Halbzeit, gegen den Wind würde anspielen müssen. Die Seitenwahl gewannen die Gastgeberinnen und – oh Wunder – sie wollten zunächst mit dem Wind im Rücken spielen. Auch das war gar nicht so einfach. Gegen den Wind aber auch nicht, wie unser Team schnell feststellte. Hohe und eigentlich weite Abschläge landeten schnell wieder am Boden. Selbst Abschläge von Saskia Schippmann kamen mal so gerade eben an der Mittellinie an. Ungewohnt und keinesfalls ihr Fehler. Und so fand das Spiel anfangs weitgehend in der HSV-Hälfte statt, ohne dass allerdings Havelse zu vielen Torchancen kam. Die beste Torgelegenheit der ersten Viertelstunde hatte sogar Cathérine Knobloch. Nach einem von Mathilda Weisser getretenen Freistoß ließ Havelses Torhüterin Antje Schulz den Ball kurz abprallen und die vorgerückte Knobloch war zur Stelle. Schließlich hatte Schulz den Ball doch abgewehrt.
Dann kam Havelse zunehmend gefährlicher vor das HSV-Tor und konnte nach 18 Minuten in Führung gehen.

Ilka Kaczmarek lässt Cathérine Knobloch aussteigen

Dann der Torschuss

Das 1:0
Unser Team blieb dran und hatte kleinere Chancen durch Dairecioglu und Gara. Doch das nächste Tor erzielten wieder die Gastgeberinnen.

Franziska Bohm mit dem sprichwörtlichen Sonntagsschuss

Ohne die Leistung von Bohm schmälern zu wollen: der Schuss war toll anzusehen, aber vom Wind nicht ganz unbeeinflusst. Wie auch immer. Schippmann hatte keine Chance. Das 2:0 nach 32 Minuten.

Nur 2 Minuten später kann Mathilda Weisser die Flanke von Maike Stickel nicht verhindern

Dann kommt Cathérine Knobloch nicht an den Ball und vor dem Tor hält viel zu unbewacht Ilka Kaczmarek den Fuß hin. Das 3:0 nach nur 34 Minuten
Kurz vor ihrem 2. Treffer erhielt Kaczmarek noch die Gelbe Karte. Zwar war sie von Kristin Witte gefoult worden und erhielt auch den Freistoß, doch ihr Kommentar gegenüber unserer Spielerin missfiel Schiedsrichterin Astrid Harde dann doch deutlich. Es sollte die einzige Verwarnung der fair geführten Partie bleiben. Nach einem unglücklichen Zusammenprall musste Fjolla Gara kurz am Kopf behandelt werden, konnte die Partie aber fortsetzen. Bis zur Halbzeit kam Havelse noch zu einigen Gelegenheiten, insbesondere durch Stickel, doch wirklich Zwingendes blieb aus. Aus Sicht unseres Teams reichte es ja auch. Nach dem 0:5 in der Vorwoche gegen den SV Henstedt-Ulzburg lag das Team nun schon wieder zur Halbzeit mit 0:3 zurück.
Es spricht jedoch für die Moral unserer Mannschaft, dass sie sich davon nicht unterkriegen ließ. Und so waren die Mienen unmittelbar vor Beginn der 2. Halbzeit auch nicht durch übermäßige Niedergeschlagenheit geprägt:
Ach ja, jetzt hatte unser Team den Wind im Rücken. Und man hatte aufgepasst und sich zum Umgang mit dieser Situation einige Gedanken gemacht. Nach kurzer Eingewöhnungszeit von etwa fünf Minuten entfachte unsere Mannschaft dann einen sprichwörtlichen Sturmlauf. Ein Angriff nach dem nächsten wurde schnell vor das Tor des TSV getragen. Die erste Gelegenheit ergab sich dann durch eine unbedachte Ballaufnahme von Antje Schulz. Es gab indirekten Freistoß. Und Fjolla Gara hatte eine Idee.

Die Idee wurde auch an der Seite für gut befunden. Das 3:1 nach 53 Minuten

Dann hatte Sebnem Dairecioglu die große Chance zum 3:2.

Doch sie schießt Schulz an, sodass der Ball zur Ecke geht

Henrike Zollfrank tritt den Eckstoß und zieht ihn auf das Tor

Korrektur: in das Tor

Das 3:2 nach 56 Minuten war geschafft

Dann wieder eine Großchance, erst durch Marilén Bistricianu und hier durch Fjolla Gara. Schulz wehrt ab

Eckball von links durch Fjolla Gara. Dairecioglu hält den Fuß hin

Und schon ist der Ball erneut im Tor.

Der umjubelte Ausgleich nach 59 Minuten.

Hier hatte Bistricianu in den Lauf von Dairecioglu gelegt. Diese trieb den Ball bis fast an die Grundlinie und befolgte den Ruf von Schehr: “Auf das Tor”.

Und auch dieser Schuss saß.

Die Führung nach 61 Minuten
Damit hatte unser Team zwischen der 53. und 61. Minute 4 Tore erzielt und aus einem 3:0 ein 3:4 gemacht. Nach diesem Schock probierte Havelse noch mal etwas in der Offensive. Ganz abschenken wollte das Team die Partie natürlich nicht. Doch Schüsse von Stickel und Claudia Schulz waren bei Saskia Schippmann gut aufgehoben.

Und dann war der Ball plötzlich ein 5. Mal im Tor der Gastgeberinnen

Im Hintergrund fasst sich Pia Gellermann noch an den Kopf. Sie hatte den Ball wegschlagen wollen, Fjolla Gara hatte ihren Fuß davor gehalten und der Ball flog über Antje Schulz hinweg ins Tor (83.)
Kurz vor Ende musste Cathérine Knobloch noch behandelt werden, doch auch sie konnte die Partie fortsetzen. Zwei Minuten vor Spielende brachte Schehr für Kristin Witte noch Evelyn Holst in das Spiel. Dann war Schluss und der HSV konnte sich über einen zur Halbzeit nicht mehr absehbaren Auswärtssieg beim Tabellenzweiten TSV Havelse freuen.
Die kommende Aufgabe wird keinen Deut leichter: Am Sonntag um 14 Uhr kommt der Tabellenführer Holstein Kiel mit der Empfehlung von 13 Siegen aus 13 Spielen nach Norderstedt. An diesem Wochenende gewann der Aufstiegskandidat Nr. 1 7:0 gegen den Tabellendritten SV Ahlerstedt/Ottendorf.
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