Die U17 beim Turnier in Nürnberg – Ein Reisebericht
Der Freitag:
Früh klingelten am Freitagmorgen die Wecker der Mädels von unserer U17. Genau genommen traf man sich bereits um 4:30 Uhr am Hamburger Flughafen, um den 6:35 Uhr-Flug nach Nürnberg zu bekommen. Am Flughafen-Nürnberg gelandet wurde das Team von einem Bus abgeholt und zum etwa 55 km entfernten beschaulichen Wichsenstein gebracht. In dem 600 Seelen-Ort sollte am Samstag ein von Daniel Kaul (Trainer 1. FC Nürnberg U17) organisiertes Bundesliga-Turnier stattfinden.
Um 10:30 Uhr fand die erste Trainingseinheit statt. Die Höhe spielte dabei eine erhebliche Rolle, oder war es doch nur die allgemeine Müdigkeit der Reisestrapazen? Nach dem Training wurde sich in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Kochgruppe, die sich aus den Mädels zusammensetzte, die beim berühmt berüchtigten Koffer-Roulette verloren hatten (die Personen, deren Koffer zuletzt auf dem Gepäckband auftauchen, sind für das Mittagessen verantwortlich), wurden zum Einkaufen geschickt.
Während der Rest ein wenig entspannen konnte und sich beim Fußballtennis gegenseitig herausforderte, oder einfach nur die Sonne genoss, bereiteten die Kochmädels ein improvisiertes, aber nicht minder leckeres Hotdog-Essen vor. Nach der gemeinsamen Stärkung sollte ein Spaziergang die Beine auflockern. Allerdings stellte sich heraus, dass von „locker“ wenig zu spüren war. Das ständige Auf und Ab ging ordentlich auf die Kondition, die dünne Luft erledigte ihr Übriges. Wir sind im Norden eben keine Berge gewohnt.
Wir ließen es uns nicht nehmen das Highlight in Wichsenstein zu Gesicht zu bekommen. Es handelte sich hierbei um einen Aussichtspunkt, der über einige Treppenstufen von den U17-Mädels erklommen wurde. Oben angekommen, sollte eine wunderschöne Aussicht den Aufstieg entschädigen. Wieder bei der Anlage angekommen stand nun die Videoanalyse der letzten Spiele an.
Nachdem sich der ursprüngliche Plan zu zelten wegen des nicht vorhandenen Zeltes erübrigt hatte und das Vereinshaus doch nicht als Alternative herhalten konnte, hatten wir mit einem Mehrzweckraum der Gemeinde einen geeigneten Schlafplatz für alle Personen gefunden. Extrem müde vom Tag, waren doch die meisten von uns seit 03:00 Uhr morgens wach, war um 23:00 Uhr Schlafen angesagt, um am darauf folgenden Tag auch die gewünschte Leistung abrufen zu können.
Der Samstag:
Chaotisch fing der Samstag an. Nachdem eine Spielerin den Besuch zum Arzt antreten sollte, stand für die Trainer das Problem der Essensuche als erster Tagesordnungspunkt an. Wie sich mit jeder weiteren Minute und jedem weiteren Gespräch herausstellte, gab es in Wichsenstein nicht viele Optionen, um genau zu sein: keine. Zum Glück zeichnete die Bewohner der Gemeinde eine unglaubliche Hilfsbereitschaft aus, sodass die Trainer mit einem geliehenen Auto ein frisches Frühstück vom Bäcker besorgen konnten. Nach dem Frühstück machte man sich wieder zu Fuß auf den Weg zum Platz – durchgehend bergauf.
Das Turnier sollte auf zwei Plätzen ausgetragen werden. Jedes Spiel dauerte 35 Minuten, es durfte nur 4x gewechselt werden, aber beliebig viele Spielerinnen gebracht werden. Um 11:00 Uhr hatten wir unser erstes Spiel. Der Gegner war niemand Geringeres als die U17 Juniorinnen der FC Bayern München. Durch zwei Weitschüsse gerieten wir mit 2:0 in Rückstand, ehe Kia Touré nach einer sehenswerten Kombination auf 2:1 verkürzte. So sollte unser Auftakt enden. Schön war, dass jede Spielerin 17 Minuten zum Einsatz kam bei einem doch sehr besonderen Gegner.
Nun stand das Mittagessen auf dem Programm, ehe es im zweiten Spiel gegen die U17 vom VfL Sindelfingen ging. Wir dominierten, waren einem Torerfolg greifbar nahe und mussten doch eine 0:1-Niederlage hinnehmen. Das war in der Form mehr als unglücklich, war das Torschussverhältnis doch eindeutig auf unserer Seite. Sindelfingen netzte bei der einzigen Torchance im gesamten Spiel ein und damit einmal mehr als wir.
Der letzte Gegner der Gruppenphase war die TSG 1899 Hoffenheim. Auch hier zeigte sich das gleiche Bild wie in dem Spiel davor. Wir zwangen dem Gegner unser Spiel auf und verteidigten geschlossen diszipliniert. Lange Bälle waren die einzige Möglichkeit, die Hoffenheim hatte, um ihre stark aufspielende Stürmerin in Szene zu setzen. Sie war es auch, die die beiden Tore in diesem Spiel machte. Joline Floeter verkürzte noch auf 2:1, was letztendlich nichts an der Niederlage änderte.
Damit war die Gruppenphase beendet und diese ließ sich am besten mit den Worten „unglücklich“ und „bitter“, aber „nicht unverdient“ beschreiben, da man sehr gut spielte, jedoch vor dem Tor und bei der Chancenverwertung noch zu unkonkret war.
Dies sollte sich aber im weiteren Verlauf ändern. Im B-Halbfinale spielte man als Vierter der eigenen Gruppe gegen den Dritten der anderen Gruppe. Gegen den FC Ingolstadt sollte endlich der erste Sieg für uns folgen. Zweimal war es unsere Spielführerin Antonia Fischer, die das Leder über die Linie brachte. Nachdem Fischer zunächst ihren Elfmeterfluch durchbrechen konnte, nahm sie eine Ecke von Mari Stier direkt per Volley und sorgte damit für den lang ersehnten 2:0 Sieg.
Nun spielte man um den Sieg im B-Finale und damit um Platz 5. Der Gegner war erneut der VfL Sindelfingen, der sich im anderen Spiel gegen den 1. FC Nürnberg durchsetzen konnte. Es hieß für uns also den Sieg im 2. Anlauf zu schaffen. Es sollte uns gelingen.
Das Bild war das Gleiche wie schon in der Gruppenphase – wenn nicht noch extremer. Wir ließen Sindelfingen überhaupt nicht in die Partie kommen, zeigten selbst schöne Kombinationen und behielten vor dem Tor einen kühlen Kopf. So erzielten erst Larissa Mühlhaus und dann Beyza Kara die Tore zum 2:0-Endstand und zu einem versöhnlichen Abschluss in diesem Turnier. Den Turniersieg machten der SC Freiburg und die TSG 1899 Hoffenheim unter sich aus, wobei Freiburg sich mit 2:0 durchsetzen konnte. Der FC Bayern wurde vor der SpVgg Greuther Fürth Dritter.
Am Abend stand noch eine Art Discoabend mit DJ an, ehe es wieder zu Fuß zum Schlafplatz ging. Diesmal zum Glück nur bergab, was bei den Mädels deutlich besser ankam.
Der Sonntag:
Der Sonntag sollte ursprünglich mit einem Testspiel gegen die Borussia aus Mönchengladbach das Wochenende abrunden. Da diese jedoch gar nicht anreisen konnte, sollte der Club aus Nürnberg einspringen. Leider kam denen am Sonntag noch was dazwischen, sodass wir statt eines Testspiels die Videoanalyse fortsetzten. Danach hieß es packen und per Bus ab zum Flughafen. Pünktlich, müde, aber wohlbehalten, landeten wir um 17:15 Uhr im wunderschönen (berglosen) Hamburg und wurden von erfreulich vielen Eltern lautstark empfangen.
Statement Trainerteam:
Das Wochenende verbuchen wir als durchaus erfolgreich. Auch wenn die Ergebnisse vor allem in der Gruppenphase noch nicht stimmten, zeigt sich doch, dass wir gut vorankommen und mittlerweile an einem Punkt sind, wo wir mithalten können und auch gegen vermeintliche Favoriten eine Rolle spielen können. Allerdings sind wir noch nicht da, wo wir sein wollen. Es gibt immer noch einige Punkte, an denen wir arbeiten müssen und werden. Die Mannschaft funktioniert sowohl auf und neben dem Platz immer besser. Wir sind eine Einheit geworden und solche Fahrten, die durchaus auch mal chaotisch ablaufen, schweißen uns noch mehr zusammen.
Da es weder Supermärkte noch Bäcker in dem kleinen Ort gab, geschweige denn ein Telefonnetz um zu schauen, wo der nächste Supermarkt war, waren wir wirklich auf unsere mitgereisten Eltern angewiesen. Deshalb möchten wir uns noch mal bei unserer Elternschaft bedanken, die auch ihren Teil zu dieser positiven Entwicklung beiträgt. Besonders auffällig war, mit welcher Hilfsbereitschaft die Leute vor Ort uns entgegenkamen. Von Wasser auf dem Spaziergang, über Shuttlefahrten, damit die Mädels inklusive Gepäck zum Gemeindehaus kamen, bis hin zu einem spontan verliehenen Auto für uns, um Frühstück besorgen zu können. Das war wirklich unglaublich und bleibt uns positiv in Erinnerung.