Kristin Witte im Interview
Kristin Witte gehört trotz ihres noch jungen Alters von 21 Jahren bereits zu den Urgesteinen des HSV. Es ist daher höchste Zeit, auf die Aktivitäten dieser umtriebigen jungen Frau einen genaueren Blick zu werfen. Kurz vor einem Mannschaftstraining der 1. Frauen ergab sich diese Möglichkeit:
Karsten Schulz: Hallo Tini, schön, dass Du eine Lücke in Deinem Terminkalender gefunden hast. Sag mal, wer hat eigentlich zu verantworten, dass Dich alle “Tini” rufen?
Kristin Witte: Das hat meine Mutter zu verantworten. Schon seit meiner Kindheit nennt sie mich “Tini“.
Karsten Schulz: Kürzlich gab es das Pokalspiel der 1. Frauen bei SCALA. Wie hast Du diese Partie empfunden?
Kristin Witte: Ich bin super glücklich, dass wir eine Runde weiter sind. Umso mehr hat mich gefreut, dass wir so tolle Unterstützung durch die B-Mädchen hatten, die sehr gut gespielt haben. Insgesamt fand ich es sehr gelungen.
Karsten Schulz: In der Liga hattet Ihr es zuletzt mit der TSG 07 Burg Gretesch zu tun. Das Spiel ging verloren. Was lief schief und was sollte bis zum Spiel gegen Havelse verbessert werden?
Kristin Witte: Leider mussten wir mit einer 0:1-Niederlage heim fahren, was für uns alle sehr enttäuschend war. Sowohl spielerisch, als auch kämpferisch war das keine gute Darbietung unsererseits. Ich hoffe, dass wir bis zum Spiel gegen Havelse das Spiel bei Burg Gretesch vergessen und die Partie besser bestreiten zu können. Denn die nächsten Punkte wollen wir holen und können diese sehr gut gebrauchen.
Karsten Schulz: Heute steht das Spiel gegen den TSV Havelse an. Wie schätzt Du die Chancen Deiner Mannschaft auf ein erfolgreiches Spiel ein.
Kristin Witte: Havelse ist auf jeden Fall ein sehr ernst zu nehmender Gegner. Und wir müssen konzentriert in die Partie gehen. Wenn uns das gelingt, sollte für uns etwas zu holen sein. Im Rückblick auf vergangene Woche haben wir da einiges gut zu machen.
Karsten Schulz: Du bist ja schon einige Zeit bei den 1. Frauen und hast mehrere Trainer erlebt. Worin unterschieden sich diese?
Kristin Witte: Du meinst Frank Rost, Holger Prischmann und Ralf Schehr, richtig? Die sind in ihrer Art und Weise vom Typ Mensch alle sehr unterschiedlich. Ich bin mit allen gut klar gekommen, trotz der unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen.
Karsten Schulz: Bevor Du im Sommer 2012 in den Kader der 1. Frauen gekommen bist, hast Du in anderen HSV-Teams gekickt. Erzähle doch mal etwas über Deinen Werdegang.
Kristin Witte: Beim HSV habe ich bei den C-Mädchen begonnen. Auch bei den B-Mädchen war ich dabei. Danach bin ich zu den 4. Frauen des HSV gegangen, die in der Bezirksliga West spielten. Ich konnte dennoch schon zu dieser Zeit an der Saisonvorbereitung der 3. Frauen teilnehmen, die gerade vor ihrer ersten Saison in der Regionalliga standen. Wie Du schon richtig sagtest, wurde ich dann 2012 festes Mitglied des Kaders der Regionalliga. Als Trainer hatte ich u. a. Sabine Gercken, Thorsten Wenzel, Andrea Rehfeldt, Mareike Geidies, Thorsten Wolf, Max Pröbsting, Amir Kadora, Hüseyin Suvatlar und Peter Schulz.
Karsten Schulz: Wo hast Du mit dem Fußball begonnen und warum fiel die Wahl gerade auf diese Sportart?
Kristin Witte: Angefangen hat es bei mir mit 8 Jahren bei TuRa Harksheide, da dort auch meine Brüder Fußball spielten. So ergaben sich Sportart und Verein. Da es dort noch keine Mädchenmannschaft gab, hat meine Mutter viele Mädchen zusammengetrommelt und eine erste Mannschaft gegründet. 2007 bin ich dann von dort zum HSV gegangen, da ich hier die Chancen sah, mich spielerisch weiter zu entwickeln. Meine Mutter hat mich beim Probetraining angemeldet und der HSV hat mich genommen. Außerdem habe ich zu Zeiten der U13 und U15 am DFB-Stützpunkttraining teilgenommen.
Karsten Schulz: Du kommst also aus einer Fußballerfamilie?
Kristin Witte: Stimmt, meine kleine Schwester spielt bei TuRa bei den Jungs in der E-Jugend, zwei meiner anderen Brüder sind aktiv bei TuRa in der C- und A-Jugend. Insgesamt habe ich 4 Brüder und zwei Schwestern.
Karsten Schulz: Du kickst ja nicht nur aktiv gegen das Leder, sondern bist zudem als Trainerin tätig. Wie kam es den dazu?
Kristin Witte: Schon bei TuRa habe ich in das Traineramt hineingeschnuppert. 2009 übernahm ich dann beim HSV die E-Mädchen. Die Idee kam auf, als eine neue Trainerin gesucht wurde und meine damalige Trainerin Sabine Gercken mich fragte, ob ich dazu nicht Lust hätte. Es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich bis heute dabei geblieben bin.
Karsten Schulz: Wie sieht es mit Deinen Plänen im Bereich Trainerwesen aus? Planst Du weiter Fortbildungen?
Kristin Witte: Ich habe bisher den Basislehrgang und möchte aber Trainerlizenzen erwerben. Ich plane, dass auch noch während meiner aktiven Zeit als Spielerin zu machen. Später wäre das eine gute Option, um auch nach der eigenen Spielerkarriere dem Fußball verbunden zu bleiben.
Karsten Schulz: Die D-Mädchen trainierst und betreust Du gemeinsam mit Emilia Schwerdtfeger, die selbst Torhüterin bei den B-Mädchen ist. Wie sieht Eure Aufgabenverteilung aus?
Kristin Witte: Ich mache das Organisatorische, ansonsten bringen wir und beide ein. Es liegt nahe, dass das Torwarttraining durch sie erfolgt. Wir sind ein gutes Team und es klappt echt gut.
Karsten Schulz: Ihr habt jetzt die Herbstrunde der D-Juniorinnen beendet. Wie lautet Dein Fazit?
Kristin Witte: Mit dem zweiten Platz können wir zufrieden sein. Wir haben in dieser Saison ja eine sehr gemischte Mannschaft und haben uns gut verkauft. Mann muss bedenken, dass wir noch sehr junge Talente dabei haben, die teilweise erst jetzt zum Vereinsfußball gekommen sind und sich bei uns noch entwickeln wollen und werden. Andererseits haben wir aber auch Spielerinnen, die schon technisch weiter sind und über mehr Erfahrung verfügen.
Karsten Schulz: Mit Deinen D-Mädels startest Du morgen in die Hallenrunde. Bei welcher Platzierung würdest Du von einem guten Abschneiden sprechen?
Kristin Witte: Unser Ziel ist zunächst einmal, dass alle Spielerinnern viel Einsatzzeit bekommen. Einige kamen zuletzt aufgrund des großen Kaders etwas kurz. Da wir mit zwei Teams antreten, habe ich die Hoffnung, dass wir zumindest mit einem unter die ersten vier kommen können, sodass wir entweder um die Meisterschaft oder um den Pokal mitspielen können.
Karsten Schulz: Spielst Du eigentlich selbst auch gern in der Halle?
Kristin Witte: Ich mag Halle ebenso wie draußen. In der Halle hat man mehr Freiheiten auch mal nach vorne zu gehen. Gerade für mich als Abwehrspielerin ist es daher reizvoll.
Karsten Schulz: Mit Deinen 1. Frauen nimmst Du Anfang 2015 an vier Hallenturnieren teil, darunter am Hallenmasters. Wie schätzt Du die Chancen auf eine Titelverteidigung ein?
Kristin Witte: Ich denke immer positiv, also gehe ich davon aus, dass es schon irgendwie klappen wird. Ich habe das Turnier ja letztes Jahr verpasst, umso mehr würde ich gern mal selbst aktiv zum Titelgewinn beitragen.
Karsten Schulz: Was treibst Du abseits des Platzes so?
Kristin Witte: Ich habe im Sommer mein Abitur gemacht und werde ab kommenden Sommer hoffentlich studieren. In welche Richtung genau, steht noch nicht fest. Sport, Ernährung, Soziales und was Künstlerisches könnten die Richtung sein. Mal sehen. Schön wäre es, wenn sich in Hamburg ein für mich passender Studienplatz finden ließe.
Karsten Schulz: Bleibt Dir neben all diesen Dingen noch Zeit für andere Hobbies? Man hört, dass Du gern mal auf Livekonzerte und Festivals gehst.
Kristin Witte: Ja, das stimmt. Ansonsten halte ich mich gerne auch außerhalb des Fußballs fit, etwa beim Joggen und mit Yoga. Ich tobe mich auch schon mal kreativ aus. Ganz frisch habe ich einen alten Schreibtisch wieder hergerichtet. Ansonsten treffe ich gerne Freunde, gehe ins Kino, auf die Schanze und dergleichen.
Karsten Schulz: Wie sieht Deine Planung zur sportlichen Zukunft aus? Was würdest Du gern noch erreichen?
Kristin Witte: Für diese Saison wünsche ich mir einen schönen Abschluss und toll wäre der erneute Pokalgewinn. Sehr schön wäre es, später mal mit der Mannschaft in der 2. Bundesliga spielen zu können.
Karsten Schulz: Hast Du ein Lieblingsdingsbums?
Kristin Witte: Eigentlich nicht, zumindest keinen Gegenstand. Meine Familie und meine Freunde sind mir schon sehr wichtig.
Karsten Schulz: Tini, vielen Dank für dieses Gespräch und viel Erfolg für Deine D-Mädchen und die 1. Frauen.